Die Geschichte des SC Post Winterthur

Erste Gründungsversuche

Die ersten Anregungen zur Gründung einer sportlichen Gemeinschaft tauchen bereits im letzten Kriegsjahr auf, da die Bereitschaft wieder zunimmt, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Auch besteht die Tatsache, dass vor allem bei den jungen Pöstlern die Dienstverhältnisse ziemlich schlimm sind mit vielen Nacht- und Spät-, sowie Sonntagsdiensten. Dadurch ist es beinahe unmöglich, in ei­nem Verein, sei es kulturell oder sportlich, mitzumachen, wo ein regelmässiges Üben oder Trainieren verlangt wird. So glaubt man, unter diesen Voraussetzungen sollte es ein Leichtes sein, einen Sport­club zu gründen, der vor allem solchen Kollegen zu Gute kommt. Schon ein Jahrzehnt vorher hatte in Winterthur eine Post-Fussballmannschaft bestanden. Sie wurde aber aus unbekannten Gründen wieder aufgelöst.So findet am 27. Juli 1945 eine Vorbesprechung zur Gründung eines FC Post statt. 25 Einladungen werden dazu verschickt, 10 Kollegen sind anwesend. Es werden wegen der kleinen Anzahl Anwesen­der kritische Stimmen laut gegen eine voreilige Gründung. Man befürchtet, dass nach anfänglicher Begeisterung der Wille zum Training und Spielen nachlassen könnte. Schliesslich einigt man sich zur Gründung einer Sportgruppe PTT. Deren Aufgabe soll es sein, den Mitgliedern das Fussballspielen beizubringen. Falls dieses Ziel erreicht wird und genügend Interesse vorhanden bleibt, soll dann un­verzüglich zur Gründung eines legalen Clubs geschritten werden. Schon bei dieser Vorbesprechung tauchen Schwierigkeiten in der Platzfrage auf. Man einigt sich auf den Trainingsabend am Freitag, da an diesem Abend die Schützenwiese frei ist. Auch die Ballfrage gibt zu reden. Hans Bührer verspricht, vom SC Veltheim einen zu bekommen. Hermann Brunner stellt noch einen eigenen zur Verfügung und eine Tellersammlung für einen weiteren Ball ergibt CHF 46.-

Die Gründung

Fast ein Jahr später am 9. Mai 1946 gibt es einen weiteren Versuch zur Gründung eines Postsport­clubs in Winterthur. Anwesend sind aber nur ganze 5 Mitglieder, sodass keine Beschlussfähigkeit vorliegt. Die 5 Anwesenden nehmen sich aber vor, nicht zu ruhen, bis sie eine aktionsfähige Mann­schaft beieinander haben. Sie sind alle optimistisch. So beschliessen sie, auf den 19. Mai 1946 alle sportfreundlichen Kollegen persönlich einzuladen. Anwesend sind nur gerade 4 Mitglieder und es wird im Protokoll von einer bösen Pleite geschrieben. Wörtlich heisst es da: Die Anwesenden be­schränkten sich darauf, über die grossen Mäuler zu toben. Wir sind ein wenig verschnupft, geben aber nicht auf. Die Versammlung dauert ganze 30 Minuten.Und tatsächlich hat sich das Nichtaufgeben gelohnt und sich vor allem der unverwüstliche Optimis­mus von Boby Ulrich ausbezahlt. Am 12. Juli 1946 wird der SC Post Winterthur gegründet. An der Gründungsversammlung nehmen 17 Kollegen teil. Bereits im ersten Jahr nach der Gründung werden zahlreiche Freundschaftsspiele ausgetragen, sogar schon ein internationales Spiel gegen Post Inns­bruck, das mit 13:0 gewonnen wird. In seinem 1. Jahresbericht 1946 schreibt Boby Ulrich als Schlusswort:„So wollen wir nun auf dem guten Fundament, das wir geschaffen haben, emsig weiterbauen. Stein auf Stein, der Sportclub soll nicht nur ein Namen, sondern ein Begriff sein. Darum liebe Kollegen helft uns, unser kleines Schifflein, das jetzt auf vollen Segeln fährt, zu steuern. Unverzagt bei Stür­men, hoffnungsvoll bei Windstille und immer bereit zu wagen.“Vorstand 1946:Präsident: Albert UlrichSekretär: Paul BühlerKassier: Toni LustenbergerAktuar: Robert HärryTrainer: Otto Wolf

Die Handballmannschaft und Damensektion

Es brauchte also viel Arbeit, Überzeugungskraft und Optimismus bis die Gründung des SC Post voll­zogen war. Boby Ulrich wird der 1. Präsident des SC Post. Er ist von aller Anfang an ein grosses Vor­bild. Mit seinem unverwüstlichen Optimismus, mit seinen Ideen und seinem Tatendrang hält er die Aktiven jederzeit in Atem. Sein Organisationstalent, vor allem beim Organisieren von Auslandsreisen ist unübertroffen. Der Verein ist nun wohl gegründet und es wird mit Fussballspielen begonnen. Es stehen allerdings nur Freundschaftsspiele auf dem Programm. So ist die Hauptarbeit des ersten Vorstandes, die Mit­gliedschaft des Schweizerischen Fussballverbandes zu erhalten. Der SC Post stösst dabei auf den erbitterten Widerstand des Stadtverbandes Winterthur, der vor allem die damalige Sportplatznot inWinterthur vorschiebt, sodass vorderhand eine Aufnahme in den SFV abgelehnt wird. Also werden weiterhin Freundschaftsspiele ausgetragen, die meisten sogar erfolgreich. Es wird aber nicht nur Fussball gespielt. Mit Erfolg starten unsere schnellen Briefträger an PTT Waldläufen und erreichen dabei sogar einmal den 3. Rang im Städteklassement. Vereinsmeisterschaften werden ausgetragen mit den Disziplinen Leichtathletik und Schwimmen, ebenso werden viele schöne Bergtouren durch­geführt und immer wieder ein Kurztrip ins Ausland.In der Saison 1948/49 wird eine Handballmannschaft gebildet, die kurz darauf in die Handballverei­nigung aufgenommen wird und den Meisterschaftsbetrieb aufnehmen kann. Dazumal noch Feld­handball mit elf Mann. Hingegen wird zum 3. Mal das Aufnahmegesuch in den Fussballverband ab­gelehnt. Somit beschränkt sich der Spielbetrieb weiterhin auf Freundschaftsspiele. Auch eine Reise nach Innsbruck mit 60 Teilnehmern und einigen Säcken Kartoffeln und Schoggi für die Innsbrucker Pöstler wird unternommen. Trotz heftigem Widerstand vieler Mitglieder wird an der Versammlung vom 3. Mai 1949 eine Damensektion gegründet. Man glaubt aber an keine grosse Lebensdauer, was auch zutrifft. Bereits 1951 wird sie wieder aufgelöst.

Endlich im Fussballverband!

Und wie ein roter Faden zieht sich die Angelegenheit um die Aufnahme in den Fussballverband durch diese Jahre. Das Aufnahmegesuch, das an der DV der Region Zürich vom 22. Juli 1950 zur Be­handlung kam, konnte durch Präsident Boby Ulrich persönlich vertreten werden, was mit zu dem Resultat verhalf, dass die Region Zürich die Aufnahme empfiehlt. Wichtigste Voraussetzung dazu ist die Platzfrage. In dieser Frage ist vom Stadtverband Winterthur keine Unterstützung zu erwarten, versuchen doch die massgebenden Instanzen bei jeder Gelegenheit, unserem Club Hindernisse in den Weg zu legen. So sieht man sich veranlasst, die Fühler über den engeren Stadtkreis hinaus aus­zustrecken. Für unsere Heimspiele stellt der FC Elgg seinen Platz und sein Sporthaus zur Verfügung. Kosten dazu für den Platz CHF 100.- pro Saison, Benützung des Sporthauses CHF 5.- pro Spiel. Immerhin hat der SC Post dank unermüdlichen Anstrengungen sein Ziel erreicht. Fünf Jahre nach der Gründung kann endlich zur Meisterschaft gestartet werden. An der ausserordentlichen GV vom 27. Januar 1951 wird dann auch der Beitritt zum Stadtverband Winterthur beschlossen. Im Nachhinein kann man sich fragen, wieso dem Club so viel Widerstand und Hindernisse in den Weg gelegt wur­den. So startet der SC Post voller Freude und hoffnungsvoll in die Meisterschaft. Prompt gewinnen die Pöstler das 1. Heimspiel (ausgerechnet gegen den FC Elgg) mit 3:1. Die Heimspiele in Elgg und die Auswärtsspiele in der näheren Umgebung werden bei schönem Wetter mit dem Velo besucht. Da­mals hat noch kein Aktiver ein Auto. Bei schlechtem Wetter wird die Bahn benützt. Zwei Jahre lang geniesst der SC Post Gastrecht in Elgg.Durch die Aufnahme in den Stadtverband kann auch die Platzfrage in Winterthur geregelt werden. Wir erhalten Gastrecht beim FC Phönix und dem FC Tössfeld. Die Aktiven haben in diesen Anfangs­jahren trotz aller Hürden eine schöne Zeit. Obwohl sie oftmals, bedingt durch die unregelmässigen Dienstzeiten an den Arbeitsplätzen, nur mit 10 Mann zu Spielen antreten können, verlieren sie nie ihren Humor. Langsam bekommen sie sogar Routine und gewinnen auch solche Spiele. Unvergessen bleiben auch die grossartigen Auslandsreisen.

Aufstieg und ein eigener Platz

In diesen spannenden Anfangsjahren wird die Basis für ein weiteres gesundes Gedeihen des SC Post gelegt. Die Jahresberichte und Protokolle belegen, dass auch die weiteren Jahre dem Verein Höhe­punkte, aber auch Rückschläge bescheren. So die Saison 1954/55, wo der SC Post zuerst Wintermeis­ter und dann auch noch Gruppensieger wird. Die Aufstiegsspiele müssen gegen den FC Elgg bestrit­ten werden. Während das Heimspiel gewonnen wird, verlieren die Pöstler auswärts, ebenso das Entscheidungsspiel. Bereits in der Saison 1957/58 wird der SC Post erneut Gruppensieger und schafft damit automatisch den Aufstieg in die 3. Liga. Diesem Erfolg steht leider die Krise der Handball­mannschaft gegenüber. Schlechte Spielermoral und unglückliche Saisons führen dann 1958 zur de­ren Auflösung

In der Saison 1961 wird nach zweijähriger Zugehörigkeit in der 3. Liga der Abstieg in die 4.Liga Tatsa­che. Man ist darüber nicht einmal unglücklich. 1962 besitzt der SC Post immer noch keinen eigenen Platz. Dank grossem Entgegenkommen vom FC Phönix sowie dem FC Tössfeld kann der Spielbetrieb gut abgewickelt werden, was beiden Vereinen gebührend verdankt wird. In der Saison 1964/65 stellt der SC Post 4 Schiedsrichter. Ein einmaliger Rekord. Und endlich hat der SC Post in dieser Saison zusammen mit dem Eisenbahner SV einen eigenen Platz: Talgut 3. Sicher ein Entgegenkommen des Stadtverbandes. Im Gegensatz zu anderen Vereinen begleicht der SC Post seine Beitragszahlungen immer prompt. Aber auch die grosse Mitarbeit am Alpha-Cup wird damit honoriert.

In der Saison 1967/68 spielt zum ersten Mal eine Seniorenmannschaft in der Freundschaftsgruppe. 1986 wird ein erneuter Aufstieg in die 3. Liga nur knapp verpasst. Vor allem aber ist erfreulich, dass sich der SC Post jahrzehntelang bemühte, mit eigenen Leuten den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, doch mehr und mehr kommen auch postfremde Kollegen dazu, die sich meist gut in die Mannschaft und den Club einfügen. Mancherlei Aktivitäten nebst Fussballspielen wurden von Mitgliedern des SC Post unternommen. So wurden an den Schweizerischen PTT-Meisterschaften wie Tennis, Leichtath­letik, Schiessen, Ski und Minigolf von den teilnehmenden Kollegen sehr gute Resultate erzielt.

Anlässe und andere Aktivitäten

Das Minigolfturnier wurde sogar einmal vom SC Post mit grossem Erfolg organisiert. Ebenso wurde das Schweizerische Fussballturnier 1961, 1971 und 1996 durchgeführt. Auch vereinseigene Anlässe wie Skilager, Jassturniere, sowie die grossartigen Unterhaltungs- und Chlausabende fehlten nicht. 1999 organisierte der SC Post die 54. Post/Swisscom Fussballmeisterschaften in Winterthur. Es gabeinen Grossaufmarsch. Nur wenige Monate danach waren die SC Pöstler für drei Tage die Festwirte beim Swiss Stamp Open, der internationalen Briefmarkenausstellung in der Eulachhalle. Damit ein Verein bestehen kann, braucht es neben Mitgliedern vor allem gesunde Finanzen. Schon in den Gründungsjahren, als das Geld spärlich vorhanden ist, sorgen die aktiven Mitglieder dafür, mit eigenen finanziellen Leistungen die Kasse zu äufnen. So beträgt 1949 das Vermögen schon beachtli­che CHF 1434.- Die Stammtischfigur im Clublokal wird immer wieder auch von Sympathisanten unse­res Clubs gespiesen. Im Weiteren werden Clubanlässe wie Lottoabende usw. durchgeführt, sogar einmal eine Teilnahme mit einem Sujetwagen an der Fasnacht. So kann der Kassabestand immer mehr aufgestockt werden. Der SC Post hatte nie Schulden. 1974 wird zum ersten Mal die Telefonbü­cheraktion durchgeführt, was der Clubkasse jeweils einen namhaften Betrag einbringt. 2005 können wir zum letzten Mal die Telefonbücher der Stadt Winterthur verteilen. Danach übernimmt die Post die Verteilung. So müssen neue Einnahmequellen gesucht werden. Von Beginn weg ist der SC Post stets beim Helfereinsatz der zweijährlichen Winti-Arena mit dabei, in den Zwischenjahren füllt je­weils der Sponsorenlauf die finanzielle Lücke. Leider wird es dann immer schwieriger, Freiwillige für Helfereinsätze zu finden, was den Vorstand zwingt, rigorose Sparmassnahmen zu ergreifen, damit die finanzielle Lage stabil bleibt.

Im neuen Jahrtausend können aber doch das eine oder andere Trainingslager und einige Vereinsrei­sen durchgeführt werden, zuletzt vor einem Jahr aus Anlass des 75. Jubiläums des SC Post Win­terthur.

Auflösung Aktivmannschaft und Spielgemeinschaft Senioren 40+

Die Aktivmannschaft hält sich in den Nullerjahren meist im Mittelfeld der 5. Liga, muss aber in der Saison 2011/2012 eine Spielzeit ohne Punkte hinnehmen. Dies erregt die Aufmerksamkeit des Gra­tisblattes “20 minuten”. Unter dem Titel: «Tschutten für’s Herz statt für die Punkte – zu Besuch beim SC Post Winterthur» bekommt der SC Post schweizweit Aufmerksamkeit und trägt am 25. Juni 2012 auf dem Heerenschürli das wohl zuschauerreichste Spiel der Klubgeschichte gegen den ebenfalls punktlosen Luzerner SC 3 aus. Der SC Post gewinnt auch dieses Spiel nicht, dafür aber den Pokal des platten Balls.Sportlich geht es wieder aufwärts, schon in der Saison danach erreichen die Aktiven einen Mittel­feldplatz und die Senioren 30+ beenden die Saison 2014/15 auf dem zweiten Platz und könnten nach dem Verzicht des Erstplatzierten sogar aufsteigen, entscheiden sich aber dagegen. Die stets abneh­mende Zahl der Spieler in der Aktivmannschaft bringt es mit sich, dass diverse Senioren an gewissen Wochenenden am Freitag den Seniorenmatch spielen und am Samstag bei der Aktivmannschaft aushelfen. Dies führt zur Saison 2017/18 zu einer Spielgemeinschaft des mit dem gleichen Problem kämpfenden 4. Liga Teams des SC Hegi. Nach einem guten Start führen aber in­terne Unstimmigkei­ten schlussendlich zur Auflösung der Spielgemeinschaft und somit nach über 60 Jahren auch zum Ende der Aktivmannschaft des SC Post. Wenigstens bleibt als Mannschaft noch die der Senioren 30+ übrig. Doch auch da macht sich je länger je mehr ein latenter Spielermangel be­merkbar. Erst auf die Saison 2021/22 bessert sich die Situation und es können wieder vereinzelte Siege gefeiert werden.Viele Spieler der Senioren 30+ Mannschaft sind inzwischen schon in den Vierzigund Fünfzigern. So versuchen wir es auf die Saison 2022/23 wieder mit einer Spielgemeinschaft mit dem SC Hegi, jetzt mit einer Senioren 40+ Mannschaft. Und siehe da, dieser Versuch scheint von Erfolg gekrönt zu sein. Vielleicht noch nicht immer auf dem Spielfeld, aber sicher in der dritten Halbzeit.


Vorstand 1946

Präsident: Albert Ulrich
Sekretär: Paul Bühler
Kassier: Toni Lustenberger
Aktuar: Robert Härry
Trainer: Otto Wolf